EGO liebt es, zu kopieren. Vorzugsweise natürlich Identifikationsfiguren, die es in einem strahlenden Licht sieht. Endlich so sein wie...
Aber nicht nur. Das EGO ist auch damit beschäftigt, alte Muster immer wieder und wieder zu reproduzieren. Aus dem was wir von unseren Altvorderen bewusst oder unbewusst übernommen haben. Von unseren Lehrern, Freunden oder aus unserer eigenen Lebensgeschichte. Vielleicht hat einmal eine bestimmte Strategie funktioniert. Ein bestimmtes Verhalten hat eine Situation gelöst. Und das wird dann mit einer unglaublichen Beharrlichkeit wiederholt, obwohl das Verhalten keine Lösung mehr ist, sondern eher ein Problem darstellt.
Es kann durchaus sein, dass ein Suchtverhalten in einer schwierigen Lebensphase ein Rettungsanker war, der das Überleben leichter gemacht hat. Ich erinnere mich an die Erzählungen einer Großtante von mir, wie hilfreich das in den Luftschutzbunkern im 2. Weltkrieg war, wenn man sich an eine Zigarette anklammern konnte. Für mich völlig verständlich und nachvollziehbar. Allerdings: Der Krieg ging vorbei, die Zigaretten waren auch 40 Jahre später noch immer unverzichtbarer Bestandteil des Lebens.
EGO 2.0 hat sich von der Anhaftung an alte Verhaltensmuster gelöst. Es nimmt die augenblickliche Situation wahr. Und denkt, fühlt und handelt nicht in der Vergangenheit oder in der Zukunft, sondern in der Gegenwart.
Leider haben wir keine Warnleuchte eingebaut, die uns anzeigt, wann wir uns aus dem Jetzt, dem Leben im und als Original, wieder einmal verabschieden und in EGO-Schleifen abdriften.
Aber wieder einmal: Es geht ja gar nicht darum, das zu können und schon wieder in einen Perfektionsdrang zu verfallen (wenn ich dann einmal im EGO 2.0 bin wie XYZ, dann...). Achtsamkeit. Wach sein. Und: als Anzeige, wo man gerade steht, das allgemeine Lebensgefühl verwenden. Je mehr sich der Zeiger Richtung EGO 2.0 bewegt, desto mehr wird die Freude zur Grundtonart des Lebens. Vorsicht: das bedeutet nicht, dass man immer nur Spaß hat. Aber das Lächeln wird milder.
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